Preisträger 2004

Preisträger 2004

Birgit Kellner

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Wie schreibt man auf Plattdeutsch?
Johannes-Saß-Preis 2004 an Kieler Sprachwissenschaftlerin Bad Bevensen ist auch in diesem Jahr wieder Treffpunkt niederdeutscher Autoren, Journalisten und Wissenschaftler. Einen Höhepunkt der Tagung, die vom 17. bis zum 19. September stattfinden wird, ist die Verleihung des Johannes-Saß-Preises, der für wissenschaftliche Arbeiten zum Niederdeutschen vergeben wird. Mit dem Preis geehrt wird Dr. Birgit Kellner; sie hat sich mit Fragen der Schreibung des Plattdeutschen auseinandergesetzt.

Wie schreibt man plattdeutsche Wörter „richtig“? Heißt es schrieven, schrieben oder gar schriem? Sollte man Water, Wåter oder Woder schreiben? Klar ist: für das Niederdeutsche gibt es keine verbindliche Orthographie. Außerdem wird Platt in Ostfriesland, in Westfalen oder in Pommern sehr unterschiedlich ausgesprochen. Seit den Anfängen der neuen nieder-deutschen Literatur vor rund 150 Jahren hat es immer wieder Versuche gegeben, die platt-deutschen Wörter in eine Form zu bringen, die möglichst leicht und überregional lesbar sein sollte.

Mit diesen Konzepten hat sich Birgit Kellner nun in ihrer Doktorarbeit beschäftigt: „Zwischen Anlehnung und Abgrenzung – orthographische Vereinheitlichung als Problem im Niederdeutschen“. Mit großer Sachlichkeit stellt sie einen Bereich dar, in dem die Auseinandersetzungen bis in die Gegenwart hinein oft heftig und emotional geführt werden. Allerdings gibt die Arbeit keine Anleitung zu „richtig“ oder „falsch“, sondern sie beschränkt sich darauf, die konkurrierenden Schreibweisen vorzustellen und sie in allgemeine kulturelle Zusammenhänge einzubetten.

Die 1974 in Cuxhaven geborene Wissenschaftlerin hat sich in Ost- und Nordfriesland intensiv mit dem Schreiben von Wörterbüchern befasst. Zur Zeit beschäftigt sie sich in einem Projekt mit der Erstellung und Redaktion eines sylterfriesischen Handwörterbuchs. Ihr besonderes Interesse gilt den Möglichkeiten und Grenzen des sprachlichen Ausbaus von „kleinen“ Sprachen, mit Wortneuschöpfungen, mit denen möglicherweise solche weniger gebrauchten Sprachen modernisiert werden können. Um ein aktuelles Beispiel zu nennen: was heißt erneuerbare Energien auf Plattdeutsch? „Auf solche Fragen kommt man bei der Beschäftigung mit den sehr kleinen nordfriesischen Dialekten, aber auch mit deren Schwestersprache, dem in den Niederlanden gesprochenen Westfriesischen, beinahe zwangsläufig“, erläutert Birgit Kellner ihr Engagement. „Und entsprechende Bemühungen gibt es im Niederdeutschen ja auch schon.“

Der Johannes-Saß-Preis wird in diesem Jahr zum siebenten Mal verliehen. Er ist mit 2000 Euro dotiert und wird von der Volksbank Uelzen-Salzwedel gestiftet. Die feierliche Preisverleihung findet am Sonntag, 19. September, um 11 Uhr im Kurhaus in Bad Bevensen statt.

 

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