Preisträger 2010
Reershemius, Gertrud
Noch heute, viele Jahrzehnte nach der Vertreibung der Juden aus Ostfriesland, findet man noch Reste ihrer Sprache, die sie selbst die „Mauschelspraak“ nannten. Gertrud Reershemius hat anhand von Erinnerungsschriften, extra angefertigte Wortlisten emigrierter Juden und zwei Amateurtheaterstücke aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts untersucht. Die Autorin zeigt, dass es einen westjiddischen Dialekt in Aurich gab, in dem neben dem Hochdeutschen und dem Niederländischen auch das Niederdeutsche seine Spuren hinterließ. Die Juden in Aurich hatten sich der Mehrheit angeschlossen und vornehmlich Plattdeutsch gesprochen, allerdings mit deutlichen jiddischen Anteilen.Die Autorin weist auf Gemeinsamkeiten im Sprachgebrauch der Auricher Juden mit der heutigen Situation des Niederdeutschen hin. Sie sieht nach dem allgemeinen Rückgang des Gebrauchs der Sprache deren Nischen im kulturellen Bereich, speziell beim Theater, und in bestimmten Berufen. Insofern kann diese Untersuchung von Frau Reershemius einen wichtigen Anstoß geben zur Reflexion über den Zustand und die Zukunft der niederdeutschen Sprache.
Bevensen-Tagung 2010: V.l.: Laudatorin Prof. Dr. Ingrid Schröder,
Vorsitzender Carl-Heinz Dirks und Prof. Dr. Gertrud Reershemius.